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Wohnbiographien / Genossenschaftliches Wohnen
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Meine Wohnverhältnisse
Meine Wohnverhältnisse

1949 war ein Jahr der Ereignisse: Gründung der Bundesrepublik Deutschland und Gründung der Deutschen Demokratischen Republik.
Aufgrund der Kriegsheimkehrer war das Jahr 1949 ein sehr geburtenstarker Jahrgang. Es war die Zeit des Neubeginns, mein Geburtsjahr.
Gemeinsam mit meiner 7 Jahre älteren Schwester, ihr Vater fiel im Krieg, wuchs ich als Tochter eines Bergmanns im Erzgebirge auf.

Wir wohnten mit 7 Personen in einem Zweifamilienhaus. Meine Großeltern besaßen im Erdgeschoss zwei Zimmer: Wohnküche und Schlafzimmer ca. 45 m². Urgroßvater hatte ein Zimmer zum Wohnen und Schlafen von ca. 12 m² .
Meine Eltern und wir zwei Mädchen wohnten in der oberen Etage: Wohnküche, Wohnzimmer und Schlafzimmer.
Alle Zimmer hatten eine Dachschräge. Selbstverständlich war die Ofenheizung nur in den Küchen und Wohnzimmern vorgesehen. Der Wasseranschluss und -abfluss war in den Wohnküchen vorhanden. Für uns Kinder bauten später unsere Eltern im Wäscheboden des Hauses eine Dachkammer aus. Dort reichte der Platz gerade für zwei Betten und zwei Nachttischschränkchen. Im Sommer war es unter dem Dach unangenehm schwül und heiß, im Winter dagegen sehr kalt und durch den feuchten Atem gefror die Bettdecke.
Das Plumpsklo befand sich im Vorraum des Eingangsbereiches, ein weiter Weg für uns Mädchen bei notwendigen nächtlichen Bedürfnissen. Gebadet wurde im Waschraum des Hauses im Keller. Später erhielten wir einen Gasanschluss für die Wohnküchen im Haus. Meine Eltern richteten in der Küche das Bad ein. An dem Trockenklosett wurde aber baulich nichts verändert.
Unser Haus befand sich am Hang des Schreckenberges, inmitten eines wunderschönen großen Gartens. Um die Kleintierhaltung, Kaninchen und Hühner, kümmerten sich meine Großeltern. Wir haben uns weitgehend mit Obst und Gemüse selbst versorgt.

1969 heiratete ich. Nur verheiratete Paare hatten einen Anspruch auf eine Wohnung.
1970 zogen wir in unsere erste gemeinsame Wohnung nach Lauchhammer. Die Wohnung mit 56 m² war Standard einer Plattenbauwohnung mit Ofenheizung. Wir bezogen eine Wohnung mit zwei Zimmern und sehr schmaler und kleiner Kochküche. Das Bad war mit einer Wanne, einem heizbaren Badeofen und Toilette ausgestattet.
Die Stadt Lauchhammer war eine Industriestadt mit vielen negativen Seiten:
Gasgeruch, Kohle und Dreck. Bei ungünstigen Windverhältnissen war der Kohlestaub und Abgasgeruch der Kohleverarbeitung vom Braunkohlenkombinat Lauchhammer in den Häusern und Wohnungen allgegenwärtig.

1975 freuten wir uns auf den Umzug in eine Wohnung auf dem Lande.
Unsere Tochter wurde 1975 geboren. Im Erdgeschoss bezogen wir eine 65 m² große Dreiraumwohnung in einem Plattenbau. Das Wohnzimmer, Schlafzimmer, kleines Kinderzimmer, Küche und Bad, alle Zimmer waren vom Flur aus begehbar.
Am Wohnzimmer hatten wir einen kleinen Balkon. Das Wohnzimmer und das Kinderzimmer waren mit Kachelöfen ausgestattet. Um uns zusätzlich mit Gemüse und etwas Obst zu versorgen, pachteten wir in der Nähe ein kleines Gartengrundstück.
Nach der Geburt unseres Sohnes sind wir 1987 in eine 69 m² große neue Vierraumwohnung mit Balkon in den 3. Stock umgezogen. Es war eine entsprechende Plattenbauwohnung für 4 Personen mit Ofenheizung. Die Kinderzimmer, das Bad, die Küche und das Wohnzimmer waren vom Flur begehbar. Vom Wohnzimmer erreichten wir das kleine Schlafzimmer. An dem Wohnstandard änderte sich nichts. Das Kohleholen aus dem Keller und die Entsorgung der Asche, war für uns besonders im Winter belastend.

Die Zeit der Wende um 1990 war auch für uns die Zeit des großen Umbruchs.
Unsere Tochter besuchte das Gymnasium und unser Sohn, war im Kindergartenalter. Ich arbeitete in Kamenz. Unsere Tochter ging nach dem Abitur zur Ausbildung nach Kassel. Mein Mann fuhr jeden Tag nach Radebeul, später nach Dresden auf Arbeit.

1997 war ein Umzug nach Kamenz sinnvoll, weil auch unser Sohn auf das Gymnasium nach Kamenz wechselte.
Wir bezogen zu Dritt eine Wohnung mit 78 m² in Kamenz: Fernheizung, fließend Warm- und kaltes Wasser, ein großes gefliestes Bad mit Duschecke, Badewanne und Fenster. Eine nach außen offene Terrasse mit großen Fenstern am Wohnzimmer machte die Wohnung perfekt. Die Zimmer und der Flur waren mit Linoleum ausgelegt. Die Wohnküche richteten wir und selbst ein, der Fußboden war gefliest. Damit hatten sich unsere Wohnverhältnisse erstmals entscheidend verbessert, keine Ofenheizung mehr und das lästige Entsorgen der Asche entfiel.
Wir fühlten uns sehr wohl in dieser Wohnung. Später übernahmen wir wieder ein Gartengrundstück in der Nähe unserer Wohnung.

Wir entschieden uns 2004 nach Dresden, an den Arbeitsort meines Mannes umzuziehen. Unser Sohn, hatte ebenfalls in Dresden seine theoretische Ausbildung angefangen.
Für ein Jahr wohnten wir in Dresden Süd in der zweiten Etage.
Die Wohnung bestand aus drei Zimmer mit Wohnküche, Bad und zwei Balkonen ca. 76 m². Diese sanierte Wohnung haben wir nur im Grundriss gesehen und danach den Mietvertrag abgeschlossen. Die Wohnung lag praktischerweise gleich in der Nähe der Arbeitsstelle meines Mannes. Nach dem Einzug stellten wir fest, dass die Fenster zu klein waren. Das Wohnzimmer hatte nur einen Fensterflügel zum Balkon. Die Wohnung war insgesamt zu dunkel.

Wir fanden eine helle freundliche 3-Raumwohnung in Dresden Striesen mit ca. 80 m². Das Wohnzimmer hat 4 große Fenster, Parkettfußboden und eine geschlossene Terrasse. Unser Sohn konnte einen Raum mit zwei großen Eckfenstern beziehen. Das innenliegende Bad ist klein, mit Badewanne, Waschbecken, Toilette und einer kleinen separaten Duschecke ausgestattet. In der kleinen Küche haben wir die Möglichkeit für eine Frühstücksecke geschaffen. Der Flur ist ausreichend groß und mit terrakottafarbigen Fußbodenfliesen ausgestaltet.
Uns gefällt es sehr gut in Dresden und wir haben den Ortswechsel noch nie bereut.